Sierra leonische Zivilgesellschaft will zurück an den Verhandlungstisch

In Sierra Leone will eine Gruppe zivilgesellschaftlicher Organisationen den Dialog zwischen dem Agrarinvestor Socfin, den verantwortlichen Autoritäten und den Menschen in Malen Chiefdom wiederbeleben: Drei Petitionen mit insgesamt über 120.000 Unterschriften und ein offener Brief wurden an die Regierung des westafrikanischen Landes übergeben.

Am 16. Juni 2016 haben 23 Nichtregierungsorganisationen in Sierra Leones Hauptstadt Freetown durch eine Pressekonferenz auf die aktuelle Situation von MALOA aufmerksam gemacht. Seit 2013 setzt sich die Vereinigung der von Socfin betroffenen Landbesitzer und Landnutzer gegen die Machenschaften des belgisch-luxemburgischen Agrarkonzerns zur Wehr. Dessen über 12,000 Hektar große Palmölplantage macht den Bauern vor Ort nicht nur ihr Land, sondern damit vor allem auch ihre wichtigste Lebensgrundlage streitig.

Gemeinsam fand die Zivilgesellschaft Sierra Leones klare Worte: “Wir brauchen eine Lösung für den fortbestehenden Konflikt in Malen Chiefdom. Während der Eröffnung der neuen Palmölmühle von Socfin hat Präsident Koroma betont, dass seine Regierung offen für Gespräche sei. Diese Chance wollen wir nutzen. Wir glauben es ist höchste Zeit, sich wieder gemeinsam an einen Tisch zu setzen und einen Dialog zu führen, der das Wohl aller im Blick und zum Ziel hat.“

Als Reaktion auf die Verhaftung von sechs Vorstandsmitgliedern von MALOA am 4. Februar 2016 (wir berichteten), hatten Nichtregierungsorganisationen aus Sierra Leone und aller Welt Petitionen auf den internationalen Webseiten von ActionAid Frankreich, Rettet den Regenwald und Avaaz veröffentlicht. Addressiert an den sierra leonischen Präsidenten Ernest Bai Koroma forderten sie die sofortige Freilassung der MALOA-6: Sima Mattia, Kinney James Blango, Musa Sellu, Foday Musa, Lahai Sellu und Shiaka Musa Sama. Über 120.000 Unterschriften konnten so gesammelt werden, doch die gewünschte Reaktion des Präsidenten blieb aus.

Eine parallel stattfindende Spendenkampagne war von Erfolg gekrönt: Die Strafgelder in Höhe von 210 Millionen Leones (etwa 35.000,00 Euro) konnten beglichen werden. Seit Anfang Mai waren alle sechs Landrechtsaktivisten zurück in Freiheit. Joseph Rahall, der Direktor der sierra leonischen Nichtregierungsorganisation Green Scenery, gehörte zu den treibenden Kräften in diesem Prozess: „Viele Menschen aus Sierra Leone und aus aller Welt haben sich an unserer Spendenkampagne beteiligt. Über 120.000 haben die Petitionen für MALOA unterschrieben. Wir sind dankbar für die großzügige Unterstützung durch unsere zahlreichen Partner. Die Unterschriften werden im Anschluss an diese Pressekonferenz an die sierra leonische Regierung übergeben.“

MALOAs Sprecher Shiaka Musa Sama betonte, dass die Landbesitzer- und Landnutzer-Vereinigung den Dialogprozess mit dem Agrarkonzern Socfin, den lokalen Autoritäten und der sierra leonischen Regierung wiederbeleben möchte: „Die Probleme bleiben und Lösungen werden dringend gebraucht. Socfin hat 2011 auf 6.500 Hektar gestartet, heute bedeckt seine Palmölplantage bereits mehr als 12.000 Hektar unserer Heimatregion Malen. Socfins Konzession erstreckt sich sogar über 18.400 Hektar und nimmt damit über die Hälfte von Malen ein. Der Lebensunterhalt so vieler Menschen hängt von diesem Land ab und deshalb ist es so wichtig, dass wir mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen, damit wir zu einer Lösung kommen, die gut für alle ist.“

In der Vergangenheit habe es viele friedliche Proteste gegen Socfin gegeben, doch Einschüchterungsversuche und polizeiliche Verfolgung bis hin zur Verhaftung von MALOA-Mitgliedern und ihre Unterstützern war oft die Folge. Vor diesem Hintergrund sei es ihnen heute nicht einmal möglich, öffentliche Treffen abzuhalten. Doch die Verzweiflung bleibt: Landbesitzer und Landnutzer beklagen nicht nur einen Mangel an Einbeziehung und fehlende Transparenz mit Blick auf die Landnahme, sondern auch die unzureichenden Ausgleichszahlungen und Pachtbeträge, die sie für den Verlust ihrer Lebensgrundlage erhalten.

Sollte sich die Hoffnung auf einen fruchtbaren Dialog nicht erfüllen, so prüfe man die Möglichkeit rechtlicher Schritte gegen die Landnahme, so der Anwalt Emmanuel Abdulai während der Pressekonferenz. Der Direktor der sierra leonischen Gesellschaft für Demokratische Initiative vertritt die MALOA-6 derzeit zudem in einem laufenden Berufungsverfahren.

Der offene Brief der sierra leonischen Zivilgesellschaft an Präsident Ernest Bai Koroma ist auf der Facebook-Seite von Green Scenery auf Englisch veröffentlicht.

Organisatoren der Pressekonferenz:

Society for Democratic Initiative
Center Democracy and Human Rights
Center for Accountability and Rule of Law
Partners in Conflict Transformation
Women’s Network on Environmental Sustainability
Green Scenery
Sierra Leone Adult Education Association
Search for Common Grounds
Campaign for Good Governance
Institute for Governance Reform
Sierra Leone Network on the Right to Food
Action Aid
Network Movement for Justice and Development
Native Consortium and Research Center
United for the Protection of Human Rights
Center for Coalition of Human Right Activists
Community Empowerment for Poverty Alleviation
Affected Families Land Owners Association
Malen Affected Land Owners and Users Association
Rural Agency for Community Action Programme
Sustainable Environment and Development Action
Bureh Kasseh Makonte Land Owners Association
Campaign for Just Mining.

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